Mit Wissen zu mündigem Verhalten

FLZ-Folge über Selbsthilfegruppen: Klassische Homöopathie

Artikel vom 28. November 2008

ANSBACH (mai)- Vor gut zwölf Jahren haben sich Frauen getroffen, die schnell feststellten, dass sie bei ge­sundheitlichen Themen auf einer Li­nie sind: Sie wollten nicht bei jedem kleinsten Wehwehchen Tabletten einnehmen, wollten die Verantwor­tung für ihre Krankheiten nicht dem Arzt übertragen, wollten sich auf die Suche nach Alternativen machen. Doch allein war dies nicht einfach, denn es fehlte an Erfahrungen und Wissen. Also gründeten die Frauen die „Selbsthilfegruppe für klassische Ho­möopathie“.

Copyright Foto: Birgit Raab

Auch heute noch, rund ein Dutzend Jahre später, sind es hauptsächlich Frauen, die sich in der Selbsthilfegruppe zusammen finden. Sie interpretieren das Wort“Selbsthilfe“ im wahrsten Sinne des Wortes: Sie wollen sich selbst helfen – in dem sie immer mehr Wissen über die Homöopathie sammeln, sich mit Ratschlägen und Erfahrungsberichten unterstützen, sich bei Krankheiten helfen und sich gegenseitig Mut machen, wenn sich ein Heiler­folg nicht auf Anhieb einstellen will.

Die Homöopathie mit ihrem Grund­satz „Ähnliches wird mit Ähnlichem geheilt“ sei eine Erfahrungsheilkunde, sagt Birgit Raab, deshalb sei der Erfahrungsaustausch besonders wichtig.

Raab leitet die Gruppe, die mittlerweile auch als Verein eingetragen ist. Am Anfang habe die Mo­tivation im Mittelpunkt gestanden, sich über die Homöopathie auszutauschen, erinnert sich die Mitbegründerin der Selbsthilfegruppe. Die Frauen wollten einfach mehr wissen, sagt sie. Sie wollten tiefer in die Materie einsteigen, „als es über die offizielle Schiene möglich ist“. Vor allem die Mütter hätten ein starkes Interesse am Erfahrungsaustausch gehabt. Ih­nen sei es wichtig gewesen, sich bei kleinen Wehwehchen selber helfen zu können. Das ist bis heute so geblieben, und bis heute geht es in der Gruppe auch nicht darum, die Schulmedizin zu verteufeln.

„Wir sind keine Verschwörung gegen Ärzte“, betont Marlene G. (Name geändert) ausdrücklich. Ziel sei vielmehr ein mündiges Verhalten: „Jeder soll die Verantwortung für seine Gesundheit selbst übernehmen und sie nicht einem anderen überlassen.“

Letztendlich drehe sich alles um das Stichwort „Selbstverantwortung“, sind sich die Frauen einig. Um diese übernehmen zu können, müsse man informiert sein und Alternativen kennen. Nur dann sei man in der Lage, sei­nen eigenen Weg zu finden.

In der Gruppe helfen sich die Frauen dabei, pfle­gen den Kontakt und greifen in Notfällen auch mal rasch zum Telefonhörer, um sich Rat von Gleichgesinnten zu holen. Wichtig ist ihnen aber nach wie vor, immer wieder neue Informationen von Experten zu bekommen. So gehören regelmäßige Fachvorträge zum Grup­penleben dazu.

Für die Frauen in der Selbsthilfegruppe ist die Beschäftigung mit der Homöopathie aber noch viel mehr als nur Erfahrungsaustausch und Informationen sammeln. „Das ist ein Stück Selbstwertgefühl“, sagt Marlene G. „Wer sich mit der Materie beschäftigt und Sicherheit gewinnt, der gewinnt auch an Selbstwert.“